30.08.2017 Ruhrgespräch: Emotionen, nationale Identitäten und Identifikationen des Deutschseins

Der Nationalstaat ist ein Phänomen der Moderne, über dem wirtschaftliche, politische, militärische und geostrategische Interessen in die internationalen Beziehungen eingebracht, verhandelt und durchgesetzt werden. Er stützt sich auf ein Konstrukt der Nation als eine geografische, demografische und kulturelle Einheit. Die Nation hat für ihre Mitglieder eine sinn- und identitätsstiftende Funktion und die Mitgliedschaft ist von bestimmten rechtlichen und kulturellen Normen abhängig.
Neben der Globalisierung, Europäisierung, dem rasanten Fortschritt der Informationstechnologie und der Einwanderung von Menschen aus anderen Kulturkreisen seit den 1950er Jahren ist die klassische Vorstellung von einer Nation als eine homogene Einheit überholt. Dennoch stellt sich sowohl für die Mehrheitsgesellschaft als auch insbesondere für die türkisch-muslimischen Einwanderer die Frage, wann ein Integrationsprozess als abgeschlossen und jemand als vollwertiges Mitglied der deutschen Gesellschaft gilt, dessen Loyalität nicht in Frage gestellt wird. Laufende Debatten um die doppelte Staatsbürgerschaft, Ankaras Instrumentalisierung der Deutschtürken, die Zustimmung aus Teilen der deutsch-türkischen Community für die Etablierung einer Diktatur in der Türkei sind nur einige Beispiele für die Aktualität der Fragestellung.

Süleyman Bag (1968) ist in Gelsenkirchen aufgewachsen. Er war in den 1990er Jahren in zahlreichen Vereinen, in der Kommunalpolitik und im Bereich des interreligiösen Dialogs aktiv. Bag war unter anderem Vorsitzender des Integrationsbeirates der Stadt Gelsenkirchen.
Seit 2003 lebt und arbeitet Bag in Berlin. Lange Zeit war er Hauptstadtkorrespondent der türkischen Tageszeitung Zaman und ist seit 2012 Chefredakteur des Nachrichtenportals DTJ-Online. Zudem ist Bag Mitglied im Stiftungsrat des House of One.
Bag schreibt und referiert über deutsch-türkische Beziehungen, deutsche Islam- und Integrationspolitik, die Türkei und über die Hizmet-Bewegung.

 

Ruhrgespräche 2017: Muslimische Identitäten in NRW

Seit den sechziger Jahren, mit der Zuwanderung von Gastarbeitern nach Deutschland, ist die Zahl der Muslime in NRW gestiegen. Seitdem haben sich eine Vielzahl unterschiedlicher islamischer Institutionen und Gemeinden sowie unterschiedliche Auffassungen des Islams etabliert. Zunächst war im öffentlichen Diskurs nicht viel von dieser Pluralität zu hören, doch sukzessive stieg auch die öffentliche Wahrnehmung. Heute steht die Debatte über Muslime und ihren Einstellungen zu den großen Themen der Demokratie, der Menschenrechte und der Meinungs- und Religionsfreiheit auf einem Höhepunkt.

Mit unserer Vortragsreihe „Muslimische Identitäten in NRW“ beleuchten wir unterschiedliche Facetten dieser Vielfalt und diskutieren gemeinsam mit unseren Referent/innen über Sozialisationsbedingungen in muslimischen Kontexten, Einstellungen von Jugendlichen zu Gesellschaft und Religion, muslimische Identitäten sowie Selbst- und Fremdwahrnehmungen. Ziele sind es, zu einer Versachlichung in dieser Debatte beizutragen und ein Forum für den Austausch zu schaffen.

 

Anmeldung unter info@ruhrdialog.org

Die Teilnehmergebühr beträgt 5,- Euro; ermäßigt 3,- Euro.

Datum:
Mittwoch, 30. August 2017 um 18:30 Uhr

Veranstaltungsort:
Unperfekthaus Essen
Raum 154
Friedrich-Ebert-Straße 18
45127 Essen